Die Geschichte des Archivs

Das Archiv funktionierte über Jahrhunderte als Teil der Bibliothek. Dr. László Balogh, Superintendent und Pfarrer, schrieb am 30. Juli 1971 folgende Zeilen:

„Das Archiv der Kecskeméter Reformierten Kirchgemeinde war einschließlich bis 1950 auf den letzten Eisenregalen der Bibliothek untergebracht. Der Ort war absolut trocken. Im vollen Gang ist das Unterbringen der Schriften in Kartons. Durch die Kriegsschäden wurden viele Schriftstücke beschädigt, zerrissen, aber keine Schrift ist nass oder schimmlig und sie sind ohne jegliche Parasiten. „

 Die im Zitat erwähnten Kriegsschäden hatten eine Neuordnung zur Folge. Diese Ordnung erfolgte 1986 von Frau Judit Császár Pungurné durch Subvention der Sorosstiftung der Ungarischen Wissenschaftlichen Akademie.
So wie die Bibliothek wuchs auch die Sammlung des Archivs im Laufe der Zeit, sodass das Archiv 2004 in einen Unterrichtsraum des Gymnasiums umzog. 2010 erwies sich der Raum des Archivs wieder als zu klein bzw. ab dem Schuljahr 2010/2011 beanspruchte die Grundschule selbst den geliehenen Raum. Also war das Archiv gezwungen, wieder umzuziehen. Die Kirchgemeinde wollte eine Lösung für längere Zeit finden, so fiel die Wahl auf das Alte Kollegium, wo in der 2. Etage die Möglichkeit bestand, ein Arbeitszimmer und einen Raum für die Benutzer sowie ein zeitgemäßes Magazin einzurichten. Infolge des Umzugs musste das Archiv wieder neu geordnet werden, was auch dank der Arbeit von Frau Petrányi Lajosné geschah. Am 1. Oktober öffnete das Archiv für die Öffentlichkeit seine Türen und am 29. Oktober empfing es den Segen. Damals bestand das Archiv aus 2 Teilen, einem 44, 2 m2 großen Arbeits- und Besucherteil sowie einem 98 m2 großen Magazin, in das nur die Archivare Zutritt haben.
Seit dem 1. Februar wurden das Archiv und die Bibliothek erneut offiziell vereinigt, die Leitung der beiden Einrichtungen konzentriert sich seitdem in der Hand der Bibliotheksleiterin.
Von den bedeutendsten Archivaren ist Antal Kudar erwähnenswert, der von 1865 an im Archiv arbeitete, mit seinen Namen ist die Zusammenstellung des ersten Verzeichnisses verbunden. Béla Tollas und Dr. Bálint Kovács spielten zwischen 1950 und [1965] bei der Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg eine bedeutende Rolle. Über mehr als zwei Jahrzehnte, von 1999 bis Ende 2012, war Pfarrerin Zsuzsanna Szabó für das Archiv verantwortlich. Unter ihrer Leitung begann die planmäßige Ordnung des Archivs.
Die Sammlung des Archivs vermehrt sich durch Schenkungen, Nachlässe und die Abgabe der Pflichtexemplare. Davon sind die Schenkungen am wenigsten beachtenswert, die Bücher tauschen die Archivare zum Beispiel auf der MELTE Konferenz (Verband der Ungarischen Kirchenarchivare) untereinander. Als Pflichtexemplare gelangen Presbyterprotokolle, Matrikelbücher und Formulare (Taufe, Hochzeit, Beerdigung, Konfirmation) ins Archiv. Die Nachlässe vorwiegend von Pfarrern machen den größten Teil des Archivbestandes aus, gegenwärtig sind 27 Nachlässe zu finden. Der letzte große Nachlass, den das Archiv bekommen hat, stammt von Gyula Cseri. Außer dem Archiv hat auch die Bibliothek von ihm im Jahr 2011 ca. 3000-4000 Bände erhalten. Das ins Archiv gekommene Material ist größtenteils (80-90 %) in deutscher Sprache, aber es enthält auch ungarische und englische Schriftstücke. Der Nachlass von Gyula Cseri umfasst hauptsächlich seinen kirchliche und theologische Themen betreffenden offiziellen Briefwechsel, theologische Forschungen sowie Konferenzmaterial, Vorträge und Seminararbeiten.
Aus drei verschiedenen Gründen forschen die Besucher hier. Die meisten – hauptsächlich die ältere Generation – kommen zur Stammbaumforschung. Es gibt auch ein beträchtliches Material über die exhumierten Toten des Kecskeméter Reformierten Friedhofs, das von Interesse ist. Daneben wird das Archiv für Forschungsarbeiten aufgesucht, auch von Doktoranden aus dem In- und Ausland. Zuletzt wurden die Themen: das Verhältnis von Pfarrern und Gemeinde im 18. Jahrhundert in Kecskemét, die gesellschaftliche Gleichheit zwischen Juden und Christen, die geschichtliche Untersuchung der gesellschaftlichen Mobilität Ungarns zwischen 1850-1950 sowie die Geschichte der Kecskeméter Reformierten in der Neuzeit (16-18. Jahrhundert) geforscht.
Die Handbücher des Archivs werden im sogenannten Szikla 21 Programm der integrierten Bibliotheken eingearbeitet. Es lag auf der Hand, dass zu dem integrierten Computersystem auch ein Modul des Archivs entwickelt wurde, mit dessen Hilfe begonnen werden konnte, die Akten Posten gemäß zu bearbeiten. Einerseits erleichtert es die Möglichkeit der spezifischen Suche der Benutzer, andererseits sichert es dem Archivar die Möglichkeit eines automatischen Sachverzeichnisses oder die Zusammenstellung der verschiedenen Registrierungen. Kontinuierlich geschieht die Planung und Verwirklichung der Digitalisierung (z. B. der Matrikelbücher), die Restaurierung der sich in einem schlechten Zustand befindenden Dokumente sowie die Lösung des barrierefreien Zugangs (das Archiv befindet sich im 2. Stock des Alten Kollegiums, allerdings gibt es aus finanziellen Gründen keinen Lift). 
Die Bedeutung des Archivs steigt, weil die hier gelagerten Akten Einzelstücke sind, von denen es jeweils nur ein unersetzbares Exemplar gibt.
Noch im Jahr 2010 wurde eine mündliche Vereinbarung getroffen, wonach im Falle eines Umzugs des Archivs ins Alte Kollegiums, uns das Ráday Archiv das gesamte Aktenmaterial der Delpester Reformierten Superintendentur zur weiteren Betreuung und Aufbewahrung übergibt. Auch von der Übergabe eines weiteren Dokumentenmaterials, den alten Akten der Kecskeméter Reformierten Superintendentur, war die Rede. Am 13. November 2013 wurde dies verwirklicht, als in 93 Archivkisten und 21 Bänden insgesamt 13 laufende Meter Schriftenmaterial gebracht wurde. 
Die Kecskeméter Reformierte Kirchgemeinde und das Ministerium für Humane Resourcen genehmigten am 15. September 2014 laut des LXVI. Gesetzes von 1995 die Bezeichnung Bibliothek und Archiv der Kecskeméter Reformierten Kirchgemeinde, als ein öffentlich privates Archiv der genannten Einrichtung. Der Bischof des zuständigen reformierten Kirchendistrikts jenseits der Donau und die Leitung der Kecskeméter Reformierten Kirchgemeinde trafen die mündliche Vereinbarung, dass der Kirchensdistrikt das Dokumentenmaterial der Superintendentur in Kecskemét unterbringt.
So gelangten 2015 die Akten der Superintendenturen Délpest und Vértesalja zu uns. Dank einer finanziellen Unterstützung vom Ministerium konnten wir einen neuen Archivraum einrichten sowie eine Rauch- und Alarmanlage installieren, sodass auch 2016 das Aktenmaterial einer weiteren Budapester Superintendentur (Reformierte Superintendentur von Nordpest) bei uns untergebracht werden konnte. Das Magazin des Archivs wurde umgeräumt. Die Akten der Kecskeméter Kirchgemeinde sind im neuen Raum zu finden. Der größere Raum dient zur Aufbewahrung des Depositenmaterials der Superintendenturen (Bács-Kiskunság, Délpesti, Északpesti, Vértesalja und Budapest-Észak).
Der Leseraum wurde unseren Möglichkeiten entsprechend für die Besucher und die hier Arbeitenden bequemer und konfortabler eingerichtet.
Im Dezember 2018 bekam unser Archiv als Depositenmaterial von Veszeliczkyné dr. Lakos Katalins Mutter, Frau Ibolya Sellye, die Akten ihrer archäologischen Arbeiten.
Offiziell wurde das nach der Verstaatlichung sogenannte Aktenmaterial der Rechtsakademie vom staatlichen ungarischen Archiv des Komitats Bacs-Kiskunság zurückverlangt. Die Rückgabe ist im Gange, sodass damit das vollständige Aktenmaterial im Archiv der Kirchgemeinde zu finden sein wird.

(Fordította: Szél Silvia)